Archive | July, 2013

Invictus?!

14 Jul

Invictus

Out of the night that covers me,
Black as the pit from pole to pole,
I thank whatever gods may be
For my unconquerable soul.

In the fell clutch of circumstance
I have not winced nor cried aloud.
Under the bludgeonings of chance
My head is bloody, but unbowed.

Beyond this place of wrath and tears
Looms but the Horror of the shade,
And yet the menace of the years
Finds and shall find me unafraid.

It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.

Vielleicht habt ihr die beiden letzten Zeilen dieses Gedichts von William Ernest Henley schon mal gehört. Gerade in den USA sind sie sehr bekannt und oft zitiert, weil sie den Kern des “American Dream” treffen: Jeder ist seines Glückes Schmied und kann alles erreichen, was er will.

Ich bin diesen beiden Sätzen heute zweimal begegnet: Einmal in einer alten Folge der Bill Cosby Show – dieser amerikanischen Sitcom über das Leben der Huxtables. In der Folge werden die besagten beiden letzten Sätze von einer etwa 40 Jahre alten Frau zitiert, die nach vielen Jahren harter Arbeit im Krankenhaus entschieden hat, noch einmal ans College zu gehen. Sie ist enthusiastisch und freut sich, ihr Leben selbst beeinflussen und lenken zu können. Sie ist davon überzeugt, dass man auch in ihrem Alter wieder von vorne anfangen und Erfolg haben kann.

Ich bewundere diese Haltung sehr! William Ernest Henley hat diese Sätze wohl auch mit genau der gleichen Haltung geschrieben: Mit 14 litt er an Tuberkulose und mit 17 wurde ihm in Folge dessen ein Bein amputiert. Trotzdem hat er nie aufgegeben und war bis ins hohe Alter ein aktiver Mensch, der das Leben selbst in die Hand genommen hat. Es gibt nichts Schlimmeres, als die Lebenseinstellung, man sei Opfer und Spielball des Schicksals und könne rein gar nichts unternehmen, da ja so oder so alles so kommt wie es soll. Die Folge davon ist, dass jedes aktive Gestalten des Lebens eingestellt wird und man sich leise wimmernd in seine Selbstmitleidsecke verzieht wo man dann auch bleibt und selten ohne Hilfe wieder rauskommt.

Aber da war auch noch die zweite Begegnung:
„I had a dream that I was captain of my soul
I was master of my fate, lost control, and then I sank
So I don’t want to take the lead, ’cause I’m prone to make mistakes
All these folks who follow me, gon’ end up in the wrong place
So let me just shadow you, let me trace your lines
Matter of fact, just take my pen, here, you create my rhymes
‘Cause if I do this by myself, I’m scared that I’ll succeed
And no longer trust in you, ’cause I only trust in me
And see, that’s how you end up headed to destruction
Paving a road to nowhere, pour your life out for nothing
You pulled my card, I’m bluffing, You know what’s in my hand
Me, I just roll and trust you, You cause the dice to land
I’m in control of nothing, follow you at any cost
Some call it sovereign will, all I know is you the boss
Man, I’m so at ease, I’m so content
I’ll play the background, like it’s an instrument“ – Lecrae, Background

Das Lied von Lecrae habe ich beim Joggen gehört – und plötzlich wurde ich auf diese Strophe aufmerksam, die mir vorher noch nie so aufgefallen ist! Er redet mit Gott und erzählt von einem Traum, in dem er sein Leben selbst in die Hand nahm und am Schluss sank. Lecrae entscheidet sich für ein Leben in völliger Abhängigkeit von seinem Schöpfer. Er überlässt Ihm das Steuer, weil er weiß, dass alles mit „Zerstörung“ enden wird, solange er selber über den Kurs seines Lebens entscheidet! Ist das verrückt?? Sein Fazit ist, dass diese Art, das Leben zu leben, ihn komplett zufrieden sein lässt und ihm Frieden gibt. Ich glaube, das Geheimnis ist, dass es zwei Seiten der gleichen Medaille gibt. Auf der einen Seite steht: Verantwortung übernehmen. Ich bin verantwortlich für mein Leben und muss nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Aufgeben oder Selbstmitleid haben da einfach keinen Platz! Aber so eine Art zu leben kostet viel Kraft. Immer wieder aufzustehen, weiterzugehen, weiter optimistisch zu bleiben, sich nicht entmutigen zu lassen ist extrem anstrengend. Ich weiß, dass ich das auf Dauer nicht schaffe. Und an der Stelle drehe ich die Medaille um und auf der anderen Seite steht: Vertrauen. Ich glaube, dass Gott mich durchträgt. Er weiß genau, was er mir wann zumuten kann und wie viel Hilfe ich brauche, um weiterzugehen. Mein Vater im Himmel lässt mich nicht allein. Wenn ich komplett mir überlassen wäre, wäre ich nicht nur irgendwann am Ende meiner Kräfte, ich würde auch unzählige Male falsch abbiegen, selbstsüchtige Entscheidungen treffen und Menschen, die ich liebe, verletzen. Deshalb trete ich zur Seite und lasse meinen himmlischen Vater ans Steuer. Er weiß, wo es langgeht und bringt mich sicher ans Ziel.